Records: ALOYS ORIGINAL SOUNDTRACK
Jegenhuber
VON TOM HUBER & BEAT JEGEN
Oft genug dient Filmmusik als blosse Bilddekoration oder Stimmungskrücke. Nicht so bei Tobias Nölles „Aloys“, der magischen Reise eines Privatdetektivs ans Ende seiner Einsamkeit. Hier wird der Klangkosmos von Tom Huber & Beat Jegen zum tragenden Handlungselement und zur präzisen Beschreibung der Mehrschichtigkeit und Zerbrechlichkeit von Realität. Auch losgelöst von Sprache und Bild entfaltet der Soundtrack einen einnehmenden Spannungsbogen,
dringt wie eine dezent wirkende Droge in das Innenleben des Zuhörers. Gehaltene, flächige Sounds in melancholischem Moll werden zum Grundrauschen in Alltagsgrau ausgebreitet. Daraus erheben sich in hypnotischer Langsamkeit funkelnde Momente. Da orgelt sich ein synthetisier ter Widerhall aus den Echokammern der Erinnerung cool groovend in den Vordergrund („Imaginary Dance“), dor t tropft ein heller, klarer Glockensound ins Bewusstsein („Unicorn Bell“). Mal legt sich ein reduzier tes Pianothema gleichmässig schwer über alles, mal die angespannte Stille zwischen minimal gesetzten Tonfolgen.
Die verwendeten Synth- und Gitarrenklänge, weder Hi-fi noch trashig, sind vernebelt, verfremdet, verwischt sind die Spuren ihrer zeitlichen oder örtlichen Zuordnung. So wird „Aloys Original Soundtrack“ zwar nie ganz greifbar, aber auch nie ganz abstrakt und trifft so den Punkt zwischen Hinhör- und Hintergrundmusik. Über alle 15 Kompositionen hinweg hält sich die Stimmung im Gleichgewicht zwischen Traum und Albtraum.
Wenn dramatische Eighties-Synthie-Fanfaren Gefahr heraufbeschwören, bringt ein kurzer Wechsel zu Dur Entspannung („High Delusion“). Umgekehrt werden selbst Momente der federleichten Zuversicht von einer Atmosphäre latenter Bedrohlichkeit umweht („True Call“). Ein wohliger Schauder von einer Platte im Geiste eines Angelo Badalamenti oder Brian Eno.