Records: Bengal Sparks
. KLEIN
Zwischen Kunst und Müll macht dieser Hamburger unter dem Namen .Klein ausgesprochen lustige Popmusik. Hier kann man kuschlig lauschen, unpassend tanzen und sich über Schönheit und Blödsinn freuen.
Irgendwie ist viel auf dieser Platte elektronisch aber trotzdem organisch und sehr angenehm. Das besonders in den ernster klingenden Songs, diese bekommen als Kontrast Sample-Müll-Vocal-Tracks wie «Low Rider». Sogar Hip-Hop-Anspielungen wie «Ghostytown» sind erstaunlich unpeinlich. Wahrscheinlich sind die ernsten Songs – wie das ironisch-Americana-Bauset «Pancake Man» – auch nicht so todernst, aber mindestens recht schön. Aber genau diesen Humor findet man doch zu wenig im cleveren Indie-Pop, denn so kann man jeden Kitschvorwurf im Keim ersticken. Das Mastermind hinter .Klein namens Lutz Nikolaus Kratzer (haha) hat vor allem sehr gute Songs geschrieben, die er mit einem beeindruckenden Ideenreichtum auf Platte gebannt hat. Die richtigen digitalen Ideen kombiniert er mit der richtigen organischen Wärme, so werden Hits gemacht, die der postmodernen Hipster-Gesellschaft Applaus entlocken.
«Bengal Sparks» ist ein wunderbares Kleinod, das zwischen Schwachsinn und Popmusik grossen Spass macht. Der lustige James Blake um fünf Uhr morgens quasi.
Release
SM051CD29 06/2016
Review
.KLEIN – Bengal Sparks (Bengal Sparks)
Musikalische Referenzen sind eine ambivalente Angelegenheit. In Form von Coverversionen können sie das Original billig kopieren oder es kreativ auf die Spitze treiben, als Sample stumpf die Erfolgspfade anderer austrampeln oder aber eigene Felder bestellen. Wer die Anleihe ans Bestehende mit echter Hingabe verwaltet, formt daraus mehr als Plagiate. Hingabe ist es auch, die den Multiinstrumentalisten Lutz Nikolaus Kratzer antreibt, um aus existierenden Sounds ein Album wie Bengal Sparks zu filtern. Stilistisch fröhlich inkonsequent legt der Hamburger darauf unter dem Namen .KLEIN seine Funkschleifen über Streichersequenzen und garniert sie mit Hip-Hop, Americana, Indietronic, was immer aus ihm heraus sprudelt. Auch auf seinem dritten Album kann es da passieren, dass Rihanna nach Cake klingt wie im furiosen Nicotin Princess. Oder dass Präriegras durch den New Yorker Underground weht, wenn er für Low Rider den Irrsinn der Beastie Boys schreddert. Im anschließenden Track Pancake Man entsteht gar der Eindruck, Pfannkuchenmänner könnten Banjo spielen. Groß denken, .KLEIN heißen – hinreißender kann man sich kaum bei anderen bedienen.
Zeit Online